Vorgestern ist es mir auch wieder mal passiert. Ich habe das Unwort „Selbstmord“ benutzt. Mir ist es einfach so im Gespräch rausgerutscht. Zum Glück war es wenigstens kein Gespräch mit Betroffenen, – wobei ich dann allerdings sofort im Anschluss meinen Fehler angesprochen hätte. Das habe ich in diesem Gespräch nicht getan, da es uns völlig vom eigentlichen Thema abgebracht hätte. Blöderweis habe ich später dann nicht mehr dran gedacht, nochmal auf das Thema zurückzukommen. Erst als ich alleine war, fiel es mir wieder ein, aber da war es längst zu spät. Ich habe mich dann einige Zeit über mich selbst sehr geärgert und konnte das ganze auch nicht gut vergessen.
Dann habe ich mich aber gefragt, wem denn mein Ärger nützt und ob die ganze Sache nicht auch für irgendwas gut gewesen sein kann. Ich habe gleich mehrere Punkte gefunden. Zum einen hat es mir mal wieder verdeutlicht, dass ich weit davon entfernt bin, perfekt zu sein. Es hat mir auch wieder bewusst gemacht, wie sehr das Wort doch in unserem Sprachgebrauch verwurzelt ist und dass wir es daher leider noch viel zu selbstverständlich nutzen. Es wird also noch ein langer Weg, bis sich irgendwann die Alternativen Suizid oder Selbsttötung komplett durchgesetzt haben. Ein langer und mühsamer Weg bedeutet aber nicht, dass es sich nicht lohnt, ihn zu gehen. Das Ziel ist einfach zu wichtig, denn der Begriff „Selbstmord“ verletzt Menschen. Mein „Kampfgeist“ gegen das Unwort ist jetzt auf jeden Fall wieder aufs neue geweckt worden. Das ist doch auch schon mal positiv. Und vielleicht bewirkt dieser Beitrag hier bei dir oder jemadn anders ja auch wieder etwas. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass man sich nicht schlecht fühlen braucht, wenn einem das Wort doch mal wieder über die Lippen kommt. Wichtig ist doch nur, dass es uns wenigstens bewusst wird und wir uns danach noch mehr bemühen, stattdessen zukünftig von Suizid zu sprechen.
#esheisstsuizid