„Für mich ist die Trauer nach dem Tod einer uns sehr nahestehenden Person der Weg, den wir gehen müssen, um irgendwann wieder in einem guten, glücklichen Leben anzukommen. Dieser Weg kann lang und sehr mühsam sein. Niemand kann ihn uns abnehmen, wir können zwar begleitet werden, aber gehen müssen wir ihn selbst.“
Das sind Sätze aus dem Anfang von meinem Buch „Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird: Schreibimpulse für einen bewussten Weg durch die Trauer. Hilfen für die Zukunft ohne den geliebten Menschen.“
Im Folgenden gehe ich im Buch darauf ein, dass es vielen schwer fällt, sich überhaupt auf die Trauer einzulassen und ihr ausreichend Raum und Zeit zuzugestehen. Mit dieser Einschätzung stehe ich natürlich nicht alleine da, sondern dieser Punkt wir immer wieder thematisiert. Ein anderer, aus meiner Sicht aber ebenso wichtiger Aspekt, wird hingegen nicht so häufig klar benannt, – leider! Trauer braucht eine Richtung und sollte nicht zum Lebenssinn werden. Trauer ist ein Prozess. Und Prozess bedeutet Veränderung. Die Trauer darf und sollte sich ändern und auch irgendwann verabschieden. Danach darf sie natürlich auch gerne ab und an mal wieder zu Besuch kommen. Einige Trauernde halten die Trauer aber von sich aus unnötig lange fest. Dafür gibt es verschiedene (meist unbewusste) Gründe. Z.B. kann es sein, dass einem ein Ende der Traur wie ein Verrat vorkommt und/oder man die irrige Vorstellung und Sorge hat, mit der Trauer die Verbindung zum Verstorbenen aufzugeben. Zum Glück brauchen wir in Wahrheit aber die Trauer überhaupt nicht, um mit Verstorbenen in Liebe verbunden zu sein. „Die Trauer ist am Anfang wichtig, denn durch sie lernen wir, den Verlust anzunehmen und ihn in unser Leben zu integrieren. Wir brauchen sie, damit irgendwann wieder ein gutes, glückliches Leben möglich wird. Sie sollte in unserem Leben aber eben nur ein befristeter Wegbegleiter und kein Dauergast sein.
Der Verstorbene hingegen darf, solange wir es wollen, eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen. Wir dürfen ihn als unsichtbaren Begleiter an allem teilhaben lassen und er darf bis zu unserem eigenen Lebensende ein Stück unseres Herzens besitzen.“ (Ausschnitt aus dem Kapitel „Die Trauer verabschieden“ aus meinem Buch.)
Manchmal haben Trauernde auch keine Antwort darauf, wer sie ohne ihre Trauer sind. Ein Leben ohne Trauer kommt ihnen nach langer Trauerzeit wie ein Identitätsverlust vor, der eine neue Ausrichtung erfordert. Das kann Angst und ein Gefühl von Überforderung erzeugen, weshalb es leichter erscheint, in der Rolle des /der Trauernden zu verharren.
Das Thema ist groß und wichtig! Daher werde ich es hier in der nächster Zeit immer mal wieder aufgreifen.
Wer sich näher damit beschäftigen möchte, dem sei – natürlich neben meinem – auch das Buch „Meine Trauer geht – und du bleibst“ von Roland Kachler empfohlen.
#trauerkonservierung