Achtung Trauerkonservierung!

Ich lehne mich erneut weit aus dem Fenster und mache mich damit bei einigen wahrscheinlich unbeliebt. Es gibt aber Punkte, die wichtig sind und einfach mal angesprochen werden müssen.

Manche (Facebook-) Trauergruppen sind aus meiner Sicht leider „Trauerkonservierungsgruppen“ und dadurch alles andere als hilfreich. Trauernde bestätigen sich dort regelmäßig gegenseitig, dass man nie wieder glücklich wird und Trauer – wenn´s es denn eine große Liebe war – ewig anhält. Anderen Trauernden wird da auch gerne mal unterstellt, dass es ja wohl keine wirkliche Liebe gewesen sein kann, wenn die Trauer schon nach kurzer Zeit nachlässt oder wenn z.B. nach einem Partnerverlust eine neue Beziehung eingegangen wird. Das ist großer Bullshit!

Trauer ist ein individueller Prozess, der viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Trauerverläufe von 3 – 5 Jahren gelten auch noch als normal.

Der Trauerweg führt aber in der Regel durch die Trauer hindurch zurück in ein gutes, glückliches Leben. In einem „wieder guten Leben“ darf die Trauer zwar noch ab und zu spürbar sein, sie bestimmt aber nicht mehr den Alltag. Glückliche, schöne Momente sind wieder erleb- und als solche spürbar. Der Verstorbene ist nicht vergessen, sondern er wurde ins neue Leben integriert und ist unverlierbar dabei. Die Verbindung zu ihm wird über Liebe und nicht mehr über die Trauer gehalten.

Leider kommt es vor, dass Trauernde auf ihrem Trauerweg ins Stocken geraten und ihn aus verschiedenen Gründen nicht „weitergehen“. Die Bestätigung von anderen, dass lebenslange Trauer angemessen sei und als Beweis für die Tiefe der Liebe angesehen werden kann, ist für sie dann fatal…
#trauerkonservierung